Lieder & Extras

7. Nun danket alle Gott

Evangelisches Gesangbuch: Nr. 321, Text und Melodie: Martin Rinckart um 1630,
Melodie: Johann Crüger 1647 (spätere Fassung)

Martin Rinckart

Sein Vater war ein Böttcher, das ist ein Fassmacher, die Familie, in die Martin Rinckart 1586 hineingeboren wurde, lebte in ärmlichsten Verhältnissen. Doch schon früh fiel die große musikalische Begabung des Jungen auf, weshalb es ihm ermöglicht wurde, die berühmte Thomanerschule in Leipzig zu besuchen. Dort befasste er sich sehr viel mit Kirchenliedern und stellte bald fest, dass ihn die religiösen Texte noch mehr faszinierten als die Musik. Also beschloss er, in Leipzig Theologie zu studieren, um Pfarrer zu werden. 1617 kehrte er in seine Geburtsstadt Eilenburg zurück, um dort drei Jahrzehnte lang in der Sankt-Nikolai-Kirche als Pfarrer tätig zu sein. Seine Amtszeit fällt genau mit dem furchtbaren Dreißigjährigen Krieg zusammen, der von 1618 bis 1648 dauerte. Dieser Krieg brachte Hunger, Seuchen und Tod über das ganze Land, Tausende von Menschen starben oder ergriffen die Flucht. Nicht so Martin Rinckart. Mehrere Jahre lang blieb er der einzige Pfarrer in Eilenburg, während seine Kollegen allesamt fortgegangen waren, aus Angst vor Angriffen und Überfällen der feindlichen Truppen. So wird sogar berichtet, dass Rinckart seine Heimatstadt vor den schwedischen Soldaten gerettet haben soll. Diese hatten Geld von den Bürgern gefordert und sie erpresst, dass sie ansonsten alle Häuser in Brand stecken und plündern würden. Martin Rinckart rief daraufhin alle Gläubigen in seine Kirche und sagte: „Wenn uns jetzt schon niemand mehr helfen kann, wollen wir uns direkt an Gott wenden!“ Also beteten und sangen alle gemeinsam. Die Schweden, die das hörten und sahen, waren so beeindruckt, dass sie die Stadt in Ruhe ließen und einfach fortgingen.

Den Frieden sollte Martin Rinckart nur kurz genießen können, er starb ein Jahr nach Kriegsende. Und obwohl er ein so schweres und hartes Leben hatte, verdanken wir ihm den Text zu einem ganz positiven und freundlichen Kirchenlied: „Nun danket alle Gott“. In aller Not hat Rinckart wohl nie an Gottes Liebe zu den Menschen gezweifelt.

Johann Crüger

Auch Johann Crüger (1598-1662) hat anscheinend, wie einige der Komponisten und Textdichter, deren Werke auf unserer CD versammelt sind, sowohl die Theologie als auch die Musik geliebt und lange geschwankt, was von beidem er zu seinem Beruf machen sollte. Crüger war der Sohn eines Gastwirts. Seine Familie gehörte zu den Sorben, einer westslawischen Bevölkerungsgruppe und Minderheit, die heute noch in Teilen Ostdeutschlands beheimatet ist. Als junger Mann war Johann Crüger viel auf Reisen. Er durchwanderte Österreich, Ungarn, Böhmen und Mähren und gelangte schließlich nach Berlin, wo er das Gymnasium mit dem etwas unheimlichen Namen „Das graue Kloster“ besuchte. Diese Schule gibt es übrigens heute noch, sie gilt als eines der besten altsprachlichen Gymnasien von Berlin. Nach seinem Studium der Theologie in Wittenberg kehrte Johann Crüger ans Graue Kloster zurück und hat dort 40 Jahre lang als Lehrer unterrichtet. Gleichzeitig hat er im Selbststudium seine musikalischen Kenntnisse immer weiter ausgebaut, bis er schließlich zum Kantor an die berühmte Sankt-Nikolai-Kirche berufen wurde. Dort traf er 1643 auf Paul Gerhardt, der dort neun Jahre lang als Diakon tätig war. Im Gesangsbuch finden sich einige gemeinsame Lieder von den beiden, wobei Gerhardt den Text schrieb und Crüger die Melodie schuf. Für Crügers berühmteste Liedkomposition „Nun danket alle Gott“ hat allerdings Martin Rinckart die Worte verfasst. Insgesamt verdanken wir Johann Crüger 76 Melodien für Kirchenlieder. Sein Buch „Praxis Pietatis melica“ (Musikalische Übung zur Frömmigkeit) war damals, im 17. Jahrhundert, das bekannteste und am meisten verwandte Gesangsbuch in allen evangelischen Kirchen.

DIE GESCHICHTE ZUM LIED

Danke, dass du für mich da bist // Gunhild Streit

„Na, wie war dein Tag heute?“ fragt Papa, als er Jonas abends ins Bett bringt. Jonas streckt sich und reibt sich die Augen, er ist schon ziemlich müde. „Schön“, gähnt er „heute habe ich ganz viel gelernt.“ Papa ist interessiert: „Was denn?“ fragt er. „Also“, denkt Jonas laut nach, „heute Morgen ist mein Schnürsenkel gerissen, da hat mir Mama einen neuen geholt und gezeigt, wie man ihn einfädelt. Jetzt kann ich Schnürsenkel einfädeln und dann auch zubinden.“ Papa bewundert die neuen leuchtenden Schnürsenkel an den Schuhen. Jonas ist stolz. Er überlegt weiter: „Im Kindergarten bin ich hingefallen und habe mir wehgetan. Ich habe geweint. Da hat meine Erzieherin mich in den Arm genommen und mir gezeigt wie man die Wunde sauber macht. Jetzt habe ich ein schönes buntes Pflaster auf dem Knie. Und ich kann ganz tapfer sein!“ Stolz zeigt Jonas Papa sein Pflaster. Plötzlich ist er ganz aufgeregt. „Und ich kann jetzt ganz allein auf den großen Kirschbaum klettern“, ruft er. „Aber konntest du das nicht schon vorher?“ fragt Papa. „Doch“, sagt Jonas, „raufklettern ist ja einfach, aber heute hat mir der Junge von nebenan gezeigt, wie ich vorsichtig und sicher wieder runter klettern kann.“ Papa nimmt Jonas in den Arm. „Es ist schön, wenn jemand auf uns aufpasst und uns hilft“, sagt er. Jonas nickt. Gemeinsam beten sie ein Gute-Nacht-Gebet. „Danke, Papa, dass ich dir das alles noch erzählen konnte“ murmelt Jonas und schläft zufrieden ein.

Gestaltungsidee
Gesten zum Erlernen und Merken der ersten Strophe

• Nun danket alle Gott
Hände nach oben recken, nach oben schauen
• mit Herzen, Mund und Händen,
mit beiden Händen auf Herz und Mundzeigen, Hände vorzeigen
• der große Dinge tut,
großen Kreis malen
• an uns und allen Enden,
zuerst auf sich, dann auf alle anderen zeigen
• der uns von Mutterleib
beide Hände an den Bauch
• und Kindesbeiden an
beide Hände an die Beine
• unzählig viel zu gut
Faust mit Daumen nach oben
• bis hierher hat getan.
Hände empfangend vor den Körper