Martin Rinckart
Sein Vater war ein Böttcher, das ist ein Fassmacher, die Familie, in die Martin Rinckart 1586 hineingeboren wurde, lebte in ärmlichsten Verhältnissen. Doch schon früh fiel die große musikalische Begabung des Jungen auf, weshalb es ihm ermöglicht wurde, die berühmte Thomanerschule in Leipzig zu besuchen. Dort befasste er sich sehr viel mit Kirchenliedern und stellte bald fest, dass ihn die religiösen Texte noch mehr faszinierten als die Musik. Also beschloss er, in Leipzig Theologie zu studieren, um Pfarrer zu werden. 1617 kehrte er in seine Geburtsstadt Eilenburg zurück, um dort drei Jahrzehnte lang in der Sankt-Nikolai-Kirche als Pfarrer tätig zu sein. Seine Amtszeit fällt genau mit dem furchtbaren Dreißigjährigen Krieg zusammen, der von 1618 bis 1648 dauerte. Dieser Krieg brachte Hunger, Seuchen und Tod über das ganze Land, Tausende von Menschen starben oder ergriffen die Flucht. Nicht so Martin Rinckart. Mehrere Jahre lang blieb er der einzige Pfarrer in Eilenburg, während seine Kollegen allesamt fortgegangen waren, aus Angst vor Angriffen und Überfällen der feindlichen Truppen. So wird sogar berichtet, dass Rinckart seine Heimatstadt vor den schwedischen Soldaten gerettet haben soll. Diese hatten Geld von den Bürgern gefordert und sie erpresst, dass sie ansonsten alle Häuser in Brand stecken und plündern würden. Martin Rinckart rief daraufhin alle Gläubigen in seine Kirche und sagte: „Wenn uns jetzt schon niemand mehr helfen kann, wollen wir uns direkt an Gott wenden!“ Also beteten und sangen alle gemeinsam. Die Schweden, die das hörten und sahen, waren so beeindruckt, dass sie die Stadt in Ruhe ließen und einfach fortgingen.
Den Frieden sollte Martin Rinckart nur kurz genießen können, er starb ein Jahr nach Kriegsende. Und obwohl er ein so schweres und hartes Leben hatte, verdanken wir ihm den Text zu einem ganz positiven und freundlichen Kirchenlied: „Nun danket alle Gott“. In aller Not hat Rinckart wohl nie an Gottes Liebe zu den Menschen gezweifelt.