Lieder & Extras
- 1. Lobe den Herren
- 2. Die güldne Sonne
- 3. Geh aus, mein Herz
- 4. Ich bin getauft auf deinen Namen
- 5. Befiehl du deine Wege
- 6. Komm, Herr, segne uns
- 7. Nun danket alle Gott
- 8. Macht hoch die Tür
- 9. Ich steh an deiner Krippen hier
- 10. Wer nur den lieben Gott lässt walten
- 11. O Haupt voll Blut und Wunden
- 12. Wir wollen alle fröhlich sein
- 13. Wohl denen, die da wandeln
- 14. Weißt du, wieviel Sternlein stehen
10. Wer nur den lieben Gott lässt walten
Evangelisches Gesangbuch: Nr. 369, Text und Melodie: Georg Neumark (1641) 1657, Solist: Luca Arlen
DIE GESCHICHTE ZUM LIED
Die Frau mit dem roten Hut in Sorgenfeld // Jochem Westhof
Das Dorf heißt „Sorgenfeld“. Es trägt diesen Namen zu Recht, denn in diesem Dorf machen sich alle Leute viel Sorgen. Sehr viel Sorgen. Viel zu viel Sorgen.
Wenn die Sonne scheint und es wird schön warm, dann wiegen sie sehr bedenklich den Kopf und sagen: „Das ist eine gefährliche Sache mit der Sonne. Da denken alle, jetzt bleibt es immer warm. Dann ziehen sie nur ein T-Shirt an und schwups – haben sie einen Schnupfen. Und einen Sonnenstich.“
Wenn es aber regnet, dann wiegen sie sehr bedenklich den Kopf und meinen: „Regen ist sehr gefährlich. Da bekommt man nasse Füße und schwups – hat man einen Schnupfen. Und es gibt Überschwemmungen.“
Da bleiben die Leute lieber zu Hause und machen sich da ihre Sorgen. Sie sagen dann: „Wer weiß, wie lange wir noch im Haus bleiben können. Bald können wir nichts mehr bezahlen. Das Geld reicht ja vorne und hinter nicht mehr. Zum Schluss nehmen sie uns das Haus weg. Oh je!“ – „Im Fernsehen haben sie Bilder gezeigt von einem Erdbeben. Da geht alles kaputt. Unsere Häuser gehen bestimmt auch bald alle kaputt. Dann sieht es hier aus wie bei den Fernsehbilder.“
Ja, so sind die Leute in Sorgenfeld. Sie denken, dass alles ganz schlimm wird. Und wenn wirklich etwas Schlimmes passiert, denken alle: „Siehst du, ich habe es doch gewusst. Alles sehr gefährlich. Wir machen gar nichts mehr.“ Und so sitzen sie saßen im Haus und guckten die Wand an und seufzten lange und tief. „Ach ja!“ „Oh weh!“
Da kommt eine Frau mit einem roten Hut durch das Dorf. Sie war noch nie hier in Sorgenfeld und ist einfach so hierher gekommen. Und sie pfeift ein Lied, während sie durch das Dorf geht, einfach so. Sie traut sich sogar über die Straße – das würde jemand aus Sorgenfeld nie machen, weil es viel zu gefährlich ist. Es könnte ja ein Auto kommen. Dabei fahren in Sorgenfeld keine Autos, weil es viel zu gefährlich ist …
Die Frau mit dem roten Hut jedenfalls geht pfeifend über die Straße. (Sie hat natürlich auch nach rechts und links geschaut, bevor sie rübergeht. Sie ist fröhlich, aber nicht leichtsinnig). Das Pfeifen klingt so schön und ist so ungewöhnlich, dass man es in allen Häusern hört. Erst denkt man, es sei ein gefährlicher Überfall oder ein geheimer Alarmton, aber dann schauen doch alle aus dem Fenster und sehen die Frau mit dem roten Hut über die Straße gehen. Einfach so. Kein Unglück passiert.
Da laufen sie aus den Häusern: „Ein Zauberlied. Ein Schutzzauber! Wie heißt das Lied? Wo kann man es lernen?“
Die Frau mit dem roten Hut lächelt. Und dann singt sie das Lied den Leuten von Sorgenfeld vor. Alle Strophen! Auswendig!
Ihr kennt es ja bestimmt auch alle.
Wenn du das Dorf Sorgenfeld heute auf einer Landkarte suchst, wirst du es nicht finden. Die Leute haben das Lied so oft gesungen, dass sie später ihren Dorfnamen geändert haben.