Lieder & Extras

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren

Evangelisches Gesangbuch: Nr. 316, Text: Joachim Neander 1680,
Melodie: 17. Jh.: geistlich Stralsund 1665, Halle 1741

DIE GESCHICHTE ZUM LIED

Fliegen ist nicht immer einfach – oder doch? // Nicole Metzger

Es ist ein klarer Sommermorgen. Die ersten Sonnenstrahlen, die hinter den hohen Bergen hervorkommen, kitzeln die Schnäbel der beiden Adlerjungen Fritzi und Franzi. Fritzi und Franzi sind Schwestern. Ihre Mutter hat sie hoch oben in der Felswand sechs Wochen lang voller Sorgfalt und Liebe ausgebrütet. Seither sind sie schon ordentlich gewachsen. Richtig kräftig sind sie geworden, denn ihre Mutter und ihr Vater versorgen sie mit allerlei guten Leckerbissen.

Nur eines können sie noch nicht: fliegen. Das sollen sie heute lernen. „Na, ihr beiden Schlafmützen! Habt ihr endlich ausgeschlafen?“, fragt ihre Mutter sie liebevoll. „Ich war schon ein Schneehuhn für euch jagen. Gleich nach dem Frühstück geht’s los. Denn heute ist euer großer Tag. Ihr werdet zum ersten Mal mit mir fliegen. Schließlich wird das Nest langsam ein wenig zu eng für uns alle.“ „Ja, endlich!“, ruft Franzi begeistert, „Das wird bestimmt toll! Durch die Lüfte zu schweben – ganz leicht. Wie weit ich da wohl gucken kann?!“ Franzi ist Feuer und Flamme für Mutters Idee. Endlich kann sie mal etwas Neues erleben. Ihr ist es hier im Nest schon ziemlich langweilig geworden. Immer die gleichen Felsen um sie herum! Sie kennt schon längst jeden Felsvorsprung!

Fritzi kann die Begeisterung ihrer Schwester nicht teilen. Ihr ist ganz flau. Seit ihre Mutter damit anfing, dass sie in den nächsten Tagen fliegen lernen sollten, hat sie so ein komisches Kribbeln im Bauch. Ihre Flügel sagen ihr ganz klar und deutlich, dass sie gar nicht fliegen wollen! „Weißt du Mama, ich glaube, es ist heute Morgen noch zu frisch draußen. Ich sollte besser im warmen Nest bleiben, sonst verkühle ich mich noch.“ „Meine kleine Fritzi! Mein Hasenfuß! Vertraue mir. Es kann und wird dir nichts passieren. Du wirst sehen, es wird dir richtig Spaß machen. Du wirst dich frei, groß und stark fühlen.“, beruhigt ihre Mutter sie.

„Na, komm schon endlich!“, drängelt Franzi. Das Gezeter ihrer Schwester geht ihr mächtig auf den Keks! Sie will endlich die Weite spüren, will endlich groß sein und Neues sehen! Ungestüm hüpft sie aus dem Nest - und fliegt! Ganz alleine! Eine kleine Runde zwar erst. Doch sie fliegt! Genauso, wie sie es bei ihrer Mutter abgeschaut hat.

Fritzi ist neidisch. Eigentlich werden Adlerjunge von ihren Müttern aus dem Nest geschubst. Aber ihre Schwester ist wieder einmal eine Schnabellänge voraus. Ängstlich schaut sie über den Rand des Nestes! Oh, wie klein dort unten alles ist! Wie kleine sie ist.

„Meine kleine Fritzi, vertraue darauf, wie wunderbar Gott dich geschaffen hat. Er hat dir starke Flügel gegeben, die dich sicher tragen werden. Und vertraue auf mich! Ich werde neben dir sein und unter dir und über dir. Wo immer du mich brauchst.“ Vorsichtig stupst die Mutter Fritzi aus dem Nest. „Nein!“, kann Fritzi in ihrer Panik nur noch schreien. Ihr Magen zieht sich zusammen! Vor lauter Schwindel vergisst sie beinahe mit den Flügeln zu schlagen! Sie gerät ins Trudeln. Ihre Mutter ist schon bereit sie aufzufangen. Doch was ist das? Sie fliegt! Ganz alleine fliegt sie! Ihre Flügel sind richtig stark und wissen von ganz alleine, was sie zu tun haben. Sicher gleitet Fritzi durch die Luft! Oh, wie herrlich sich das anfühlt!